1870 – von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg
- erblickte Karl Renner, erster Bundespräsident der 2.Republik, das Licht der Welt
- wurde der russische Revolutionär Lenin geboren
- kam im ungarischen Komorn der bekannte Operetten-Komponist Franz Lehar zur Welt
- wurde laut mündlicher Überlieferung in Peuerbach ein Musikverein – als Streichorchester in kleinster Besetzung – gegründet. Erster Kapellmeister soll Oberlehrer Kajetan Gloning gewesen sein.
Schriftliche Aufzeichnungen über die Anfänge sind leider nicht mehr vorhanden. Akten und Zeitungsartikel im OÖ. Landesarchiv brachten allerdings neue Erkenntnisse zutage.
Eine statutenmäßige Gründung des Musikvereines Peuerbach erfolgte zwar erst per 18. Juni 1872, seine Existenz ist jedoch bereits zwei Jahre zuvor durch folgenden Artikel in der Tages-Post vom 20. Mai 1870 belegt: Ein Bericht in der Tages-Post vom 3. Mai 1872 legt den Schluss nahe, dass der Verein zwischenzeitlich mit existenziellen Problemen zu kämpfen hatte.
Im Laufe der Jahre wurde das Streichorchester mit Blechbläsern ausgebaut und um die Jahrhundertwende entwickelte sich eine eigene Blaskapelle. Von den Kapellmeistern dieser Zeit ist neben Oberlehrer Karl Zeiser noch Tischlermeister Franz Antlinger bekannt, der die Kapelle von 1912 – 1914 leitete. Seine Aufbauarbeit wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh gestoppt, dem Verein drohte der Zerfall.
Die Zwischenkriegszeit
Wieder war es Franz Antlinger, der rettend eingriff und den Verein erneut aufbaute. 1925 legte er sein Amt in die Hände von Ignaz Hagetswallner, Neuhauser in Steingrüneredt. Diesem folgte 1927 Oberlehrer Walter Czulik. 1931 begann die Ära Schmidauer. Franz Schmidauer führte bis zum Umbruch im Jahr 1938 den Taktstock, er gab sich besondere Mühe, das musikalische Niveau zu heben.
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fungierte Ferdinand Renetzeder, Organist und Gemeindesekretär von Steegen, als musikalischer Leiter. In der Zeit des großen Völkerringens ruhte jegliche Vereinsarbeit. Die meisten Musiker waren eingerückt und so mancher kehrte nicht mehr zurück.
Der Neubeginn
Besondere Verdienste um den Wiederaufbau erwarb sich Franz Schmidauer. Von der Kriegsdienstleistung heimgekehrt, sammelte er, was noch vorhanden und brauchbar war und machte sich an die Ausbildung von jungen Musikern. Unterstützung in seinen Bemühungen erfuhr Schmidauer durch einige ehemalige Musikkameraden, die dem Verein wieder beigetreten waren. Ihre Feuertaufe bestand die neu formierte Kapelle bei der Fronleichnamsprozession 1947. Eine musikalische Bereicherung für die Kapelle bedeutete der Eintritt von Lehrer Fritz Schuller, der mit fünf Landsleuten (Heimatvertriebene aus Siebenbürgen) einige Jahre lang mitwirkte. Die Nachkriegsjahre standen im Zeichen vieler Aktivitäten:
1948 trat die Kapelle im Rahmen des Welser Volksfestes erstmals zu einem Wertungsspiel – damals noch Preisspiel genannt – an. Zahlreiche Gründungsfeste galt es zu besuchen, also musste das Marschieren mit klingendem Spiel geübt werden. Den Älteren unvergessen bleibt die gelungene Aufführung der Operette „Gräfin Mariza“ im Jahr 1949 – eine Gemeinschaftsproduktion von Liedertafel und Musikverein.
1950 feierte der Musikverein Peuerbach sein 80-jähriges Bestandsjubiläum, an dem 21 Gastkapellen teilnahmen. 1951 starb Kapellmeister Franz Schmidauer, der in den letzten Jahrzehnten das musikalische Leben Peuerbachs entscheidend mitbestimmt hatte. Sein Name ist und bleibt mit dem Musikverein ewig verbunden.
Vorübergehend übernahm Sohn Franz Schmidauer jun. die musikalische Leitung (1951 – 1952). In den darauf folgenden drei Jahren stand mit Oberlehrer Fritz Schuller wieder ein Mann am Dirigentenpult, der es verstand, die Jugend für die Blasmusik zu begeistern und der eine ganze Reihe von Musikern ausbildete. Gelegentlich kam es aber vor, dass junge, talentierte Musiker in Ermangelung eines Instrumentes gar nicht mitspielen konnten.
Die Ära Stowasser
Als Kapellmeister Schuller Ende 1955 aus beruflichen Gründen nach Deutschland übersiedelte, übernahm mit Walter Stowasser ein ausgezeichneter Musiker die Kapelle, der sich nicht nur als Schlagwerker, sondern auch als Organist einen Namen gemacht hatte. Drei wichtige Ereignisse prägten diese Epoche:
1956 erhielt die Musikkapelle ihre erste Tracht, die Kosten beliefen sich auf S 37.000,-
1959 konnte nach Sicherstellung der finanziellen Mittel dem Wunsch nach einer einheitlichen Instrumentierung Rechnung getragen werden. 1960 wurde der Musikverein Peuerbach anlässlich des 90-Jahr Jubiläums erstmals mit der Ausrichtung des Bezirksmusikfestes betraut. Die folgenden Jahre standen im Zeichen einer steten Aufwärtsentwicklung – sowohl musikalisch als auch die Zahl der Aktiven betreffend. Die Musiker und Funktionäre setzten aber auch ihr schauspielerisches und komödiantisches Talent ein.
Die eher bescheidenen Einnahmen daraus blieben aber dem Fiskus nicht verborgen und so flatterte eine Steuervorschreibung der Finanzlandesdirektion über S 5.000,- für die Jahre 1962 und 1963 ins Haus. Kapellmeister Stowasser, darüber höchst erbost, bemerkte dazu in der Chronik:
„Dies ist eine Zumutung! Unter solchen Umständen ist es besser, wenn wir unsere Musikinstrumente der Gemeinde zurückgeben und den Verein stilllegen!“
Soweit kam es dann doch nicht, der Obmann „erhandelte“ eine gütliche Regelung. Hoch im Kurs stand auch die Tanzkapelle des Musikvereines.
Ernst Schmidauer 1965 – 1990
Bei der Jahreshauptversammlung 1965 übergab Kpm. Walter Stowasser den Taktstock an seinen Stellvertreter und Berufskollegen Ernst Schmidauer. Wie schon seine Vorgänger kümmerte sich der neue Kapellmeister in den Anfangsjahren vorwiegend selbst um die Heranbildung des musikalischen Nachwuchses. Auf Kapellmeister Schmidauer und sein Team warteten große Aufgaben:
Der Aufwärtsentwicklung Rechnung tragend mussten hohe Investitionen auf dem Instrumentensektor getätigt werden. Dies war nur möglich dank der Zuschüsse der öffentlichen Hand und privater Gönner. Damit einher ging auch der Ausbau des Notenarchivs mit zeitgemäßer Literatur. Der Anschaffung einer neuen Festtracht im Jahr 1966 folgten in einem 10-Jahres-Rhythmus 1976 und 1986 zwei weitere Neueinkleidungen.
Der Traum von einem eigenen Musikheim wurde Wirklichkeit!
Die Gründungsjubiläen 1970, verbunden mit dem Bezirksmusikfest, 1980 und 1990 – jeweils mit einem prächtigen Festzug – zählen ohne Zweifel zu den Glanzpunkten der Vereinsgeschichte. Unvergesslich auch der Ball der Oberösterreicher im Jubiläumsjahr „700 Jahre Markt Peuerbach“ am 17. Januar 1981 in den Wiener Sophiensälen, bei dem die Musikkapelle abwechselnd mit der Big Band der Gardemusik Wien zum Tanz aufspielte.
Ein besonderes Anliegen war Kapellmeister Ernst Schmidauer stets die Öffnung des Vereines nach außen – die „Vernetzung“ mit anderen Kulturträgern. Dazu zählten u.a. gemeinsame Veranstaltungen mit der Liedertafel Peuerbach und die Kontakte mit dem Chor Cäcilia aus Höchst / Deutschland. Während seiner „Regentschaft“ vollzog sich der Wandel von einer reinen Männervereinigung zu einem gemischten Orchester. Junge, hübsche – und vor allem begabte Damen – sind seit dieser Zeit nicht mehr aus unserem Klangkörper wegzudenken!
Weichenstellung für die Zukunft!
Nach 25 Jahren an der Spitze der Musikkapelle Peuerbach legte Kpm. Schmidauer bei der Jahreshauptversammlung am 30. November 1990 die musikalische Verantwortung in die Hände von Norbert Hebertinger und „beerbte“ Ehrenobmann Josef Radmayr, der altersbedingt diese Funktion zurückgelegt hatte. Als Kapellmeister leitete OSR Ernst Schmidauer 1.147 Ausrückungen und 1.310 Proben. Im Rahmen des Frühlingskonzertes 1991 überreichten ihm die Bürgermeister der drei Gemeinden als Anerkennung für sein langjähriges Engagement den Ehrenring in Gold, womit seine vielen, für die Musik geopferten Freizeitstunden öffentliche Würdigung fanden.
1990 – Der neue Weg
Mit der Musik aufgewachsen, brachte der nunmehrige Direktor der Landesmusikschule Peuerbach, Landesjugendreferent und Bezirkskapellmeister Norbert Hebertinger beste Voraussetzungen für ein zukunftsweisendes Wirken mit. Es galt nun, viele neue Ideen – sowohl im musikalischen als auch im organisatorischen Bereich – in die Tat umzusetzen: konzentrierte und effektive Probenarbeit (Registerführer koordinieren und Registerproben koordinieren, Probenwochenenden und Lehrproben vor wichtigen musikalischen Ereignissen)
- Standortbestimmung durch regelmäßige Teilnahme an der Konzert- und Marschwertung
- sukzessive Neuinstrumentierung
- Intensivierung der Kontakte zur Jugend und Forcierung der Nachwuchsarbeit (Hörerziehung, eigene Jugendkapelle)
- Verbesserung der PR-Arbeit
Mit neuen Veranstaltungen fanden wir auch Zugang zu neuen Publikumsschichten:
- 1991 erstes Kirchenkonzert
- „Tag der Blasmusik“ mit Openair-Konzerten und Frühschoppen im Schlosshof
- Maiblasen in den drei Gemeinden in einem 3-Jahres-Rhythmus
- Kurkonzerte in Bad Schallerbach und Bayern
- Stimmungsmusik mit Showeinlagen
Dass das neue Konzert Anklang fand, merkte man am Besuch unserer Veranstaltungen, so beim Frühlingskonzert 1992 im Pfarrsaal, welches wir wegen des Publikumsandranges wiederholen mussten. Gerade zum richtigen Zeitpunkt wurde die Stocksporthalle fertig. Mit einem Fassungsraum für rund 1.000 Besucher dient sie dem Musikverein seit 1994 als „Konzerthalle“.
Rundfunkaufnahmen und Tonträger:
- ORF-Live-Mitschnitt „Mit Schwung und guter Laune“ am 23. Oktober 1993 im Pfarrsaal Peuerbach
- Live-Übertragung des ORF-Frühschoppens aus der Stocksporthalle am 29. Oktober 1995 anlässlich der Stadterhebung Peuerbach
- Kaiserklänge-Konzert im ORF-Landesstudio Linz am 10. Oktober 1996
- CD-Einspielung von Pflichtstücken des Österreichischen Blasmusikverbandes für die Jahre 1997 und 1998
- CD-Einspielung von Pflichtstücken des Oberösterreichischen Blasmusikverbandes für die Jahre 1999 und 2000
- Produktion einer eigenen Jubiläums-CD im neuen Musikheim (Dezember 1999, März 2000)
Ohne Jugend keine Zukunft
Erste Akzente in der Jugendarbeit setzte der Musikverein bereits 1976, als erstmals ein engagiertes Team um Kpm.-Stv. Josef Bauer die Ausbildung junger Nachwuchskräfte übernahm. Gründung einer eigenen Jugendkapelle im Dezember 1993. Erster Jugendkapellmeister war Reinhard Hebertinger, 1996 gefolgt von Hermann Pumberger jun. Vereinsinterne Jungmusikerseminare werden seit 1993 angeboten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Für einige Tage wechseln einander Musizieren und Freizeitspaß ab, das Ergebnis harter Probenarbeit wird nach der Rückkehr in einem Abschlusskonzert präsentiert. Seit 1995 regelmäßige Teilnahme an der Konzertwertung – jeweils mit einem „Ausgezeichneten Erfolg“ in der Leistungsstufe A. 1996 Entstehung als Vertreter des Oberösterreichischen Blasmusikverbandes zu den „Internationalen Tagen der Blasmusik“ nach Strakonice/Tschechien. Hörerziehungsstunden in den Schulen von Peuerbach und Bruck a.d.A. mit Gelegenheit zum „Schnuppern“.